WAHRHEIT

Unter dem sehr offenen Leitthema "Wahrheit" wurde im Kurs "Experimentelle Gestaltung" das Konzept einer interaktiven Lichtinstallation entwickelt und ein Ausschnitt des resultierenden Aufbaus als Funktionsmodel verwirklicht.

Die Installation besteht hauptsächlich aus einem Raster einzelner etwa 100mm x 100mm großen Spezial Plexiglasscheiben zur seitlichen Beleuchtung, die von je 16 LED angestrahlt werden können. Verbunden sind diese Beleuchtungsfelder durch die Verkabelung der Beleuchtung und Steuerelektronik. Durch diese Verbindung der Elemente ergibt sich eine Art Vorhang mit zwei Seiten und somit zwei räumlich getrennten Bereichen vor und hinter diesem. Nähert sich eine Person dieser Trennwand an, so werden die Beleuchtungsfelder auf Höhe dieser Person je nach Entfernung hoch gedimmt. Je näher eine Person heran tritt, umso heller werden die entsprechenden Elemente beleuchtet. So ergibt sich ein Spiel aus Fokussierung auf eine Person und ihrer gleichzeitigen Verschleierung. Auf die beiden Seiten bezogen, herrscht eine Wechselwirkung aus dem Beleuchten der Person der jeweils anderen Seite, wodurch dieser möglicherweise erst wahrgenommen und in den Fokus gesetzt wird und dem gleichzeitigen Behindern der freien Sicht auf diese Person, da das Durchblicken der einzelnen, eigentlich klaren Glasscheiben durch die Beleuchtung erschwert wird. Je näher man kommt, umso weniger kann man im Grunde durch die Scheiben vom Gegenüber erkennen.

Wahrheit_Konzept

Das Geflecht aus Verkabelung mit dem die Leuchtflächen verbunden und gehalten werden, wurde bewusst in der vorliegenden Form ausgeführt. Zum einen bildet sich so eine Verknüpfung der einzelnen Teile, die ohne zusätzliche Mittel ein Aufhängen der Installation ermöglicht, zum anderen erinnert die Verästelung an Blutgefäße oder Nervenbahnen und Synapsen, was neben der vermeintlichen Reaktion auf Personen der Installation ein noch stärkeres Gefühl von Lebendigkeit verleihen soll.
Das obige Bild soll die möglichen Dimensionen einer vollständigen Installation und die Funktion verdeutlichen. Grundsätzlich handelt es sich um eine Installation für den öffentlichen Raum, die im Idealfall so platziert ist, dass sich zwangsläufig eine Nutzung beider Seiten ergibt.

Zu Beginn des Projektes wurden einige Versuche zum Material, der passenden Beleuchtung, den Möglichkeiten der Steuerung usw. durchgeführt. Schlussendlich fiel die Wahl auf die oben bereits beschriebenen, quadratischen Plexiglas-Panels in einer mit LEDs bestückten Rahmenkonstruktion. Zur Überwachung des jeweiligen Abstandes zum Panel kamen Infrarot-Abstandsensoren zum Einsatz. Neben Versuchen mit Ultraschall-Abstandssensoren und komplexeren time of flight IR-Sensoren wurde noch mit einer Implementierung von IR-empfindlichen Photodioden in den Panelrahmen bei vollständiger IR-Ausleuchtung der Umgebung mit Hilfe von Strahlern experimentiert.

Am Ende schien die unkomplizierteste und dabei günstigste Variante aus den simplen IR-Abstandssensoren zur bestehen. Zur Steuerung der Installation kamen ATtinys zum Einsatz. Die Schaltung der LEDs erfolgt hierbei über entsprechende MOSFETs.